ADHS bei Erwachsenen - Manche ticken wirklich anders

Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung wird zu den Neurodivergenzen gezählt, wie Autismus, Dyskalkulie, Legasthenie, Hochsensibilität und Hochbegabung. Es wurde festgestellt, dass Menschen über unterschiedliche Gehirne und Nervensysteme verfügen. Bei Kindern wurde ADHS schon länger festgestellt. Dass bei vielen Betroffenen, die die Symptome auch im Erwachsenenalter bestehen bleiben, ist in den letzten Jahren vermehrt beachtet worden. 

Was ist ADHS?

 

  • ADHS ist angeboren
  • ca. 4% der Erwachsenen sind betroffen.
  • Das Gehirn funktioniert anders, speziell der Stoffwechsel der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin.
  • Sie nehmen vieles wahr oder anderes wahr, wie neurotypische Menschen. 
  • Bei einigen Tätigkeiten fällt es ihnen schwer aufmerksam zu sein, bei anderen sind sie hyperfokussiert.
  • Hyperaktivität kann sich bei Erwachsenen anders als bei Kindern zeigen, z.B. als innere Unruhe und Getriebensein.
  • ADHS-Betroffene fühlen sich nicht krank, ihre besondere Form der Wahrnehmung und des Denkens fühlt sich für sie normal an. Sie sind beeinträchtigt, da es extrem schwierig und anstrengend ist, in einer Welt zu funktionieren, die für Neurotypische gemacht ist.
  • Die Ausprägungen sind bei jeder*m anders, einige Symptome sind bei den meisten gegeben. Manche Beeinträchtigungen können verringert werden.

 

ADHS Stärken

 

  • haben eine schnelle Auffassungsgabe und geistige Beweglichkeit
  • sind kreativ und haben viele Ideen, denken out-of-the-box, da sie automatisch Verbindungen zu anderen Bereichen herstellen, haben vielseitiges Interesse und sind sind offen für Neues
  • sind begeisterungsfähig, wenn sie etwas interessiert, vertiefen sich mit sog. Hyperfokus in eine Tätigkeit. Sie sich dann im Flow.
  • sind sehr intuitiv, sind empathisch, haben einen hohen Gerechtigkeitssinn
  • Problemlösungskompetenz, weil sie spontan und flexibel agieren und
  • impovisieren können, sind stark in Notsituationen
  • können andere gut organisieren
  • sind Visionäre und Vordenker*innen, wenn sie einen Arbeitplatz haben, wo ihre
  • Stärken und Fähigkeiten geschätzt werden. Wo sie so sein können, wie sie sind.

 

Hunter/Farmer-Theorie

 

Nach der Hunter/Farmer-Theorie von Thomas Hartman, ist ADHS keine Störung sondern eine genetische Normvariante, die wie Jäger und Sammler denken. In der Urzeit war es überlebensnotwendig, die Augen und Ohren überall zu haben. Bei Gefahr galt es, plötzlich alles liegen und stehen zu lassen und sich voll und ganz auf die selbst gewählte Aktivität zu konzentrieren. In der heutigen Zeit arbeiten ADHS als Notärzt*innen, Kreative und Berater*innen.  In der Landwirtschaft ist es hingegen üblich, geduldig viele wiederholende Arbeiten zu erledigen.

 

ADHS Herausforderungen

 

  • fühlen sich schnell gelangweilt, sie leiden darunter
  • haben Konzentrationsprobleme bei monotonen und sich wiederholenden Tätigkeiten. Langen Konferenzen sind unangenehm, wenn man zu Stilsitzen und Zuhören gezwungen ist.
  • leicht ablenkbar, machen Flüchtigkeitsfehler, sind reizempfindlich z.B. bei Lärm
  • Sammelleidenschaft, auch z.B. Informationen, Ideen ..., haben 40 Tabs offen
  • sind innerlich getrieben, es fällt ihnen schwer, zur Ruhe zu kommen, brauchen
  • Rückzugsmöglichkeiten
  • sprechen schnell, unterbrechen andere beim Reden
  • haben ein schlechteres Arbeitgedächtnis
  • fühlen sich meist nicht richtig, weil sie sich verdrehen müssen

Manche Herausforderungen kann man in den Griff bekommen, andere weniger.

  • statt emotional überreagieren, extrem gelassen bleiben.
  • Zuspätkommen durch verschiedene Methoden der Selbstorganisation handhaben.
  • Verlegen oder vergessen von Dingen verringern, durch weniger Zeug haben.

Umgang mit ADHS-Betroffenen

Der Vorteil von Wissen um die individuellen Strickmuster von Menschen, erleichtert das Verständnis für Bedürfnisse, die von denen der meisten abweichen. Ihr Verhalten ist nachvollziehbar, Missverständnissen wird vorgebeugt, Betroffene und andere um sie herum fühlen sich wohler.

 

Do's

  • Das Gehirn braucht Stimulation und laufende Anregungen. D.h einen flexiblen Aufgabenbereich mit großer Abwechslung. Sich mit verschiedenen Themen beschäftigen, sich neues Wissen aneignen, kreative Ideen entwickeln. Dinge immer wieder anders machen können.
  • Klare Erwartungen
  • wenig Small Talk
  • Ruhiger Arbeitsplatz
  • darüber reden und individuelle Besonderheiten akzeptieren

Dont's

 

  • Vermeiden Sie zu sagen: "Diese Probleme habe ich auch". Es geht um das Ausmaß und die Konsequenzen. Menschen mit ADHS haben meist einen langen Leidensweg hinter sich. 
  • Eintönige, lange Meetings, die für sie nicht relevant sind.
  • x Monotone Tätigkeiten, Routineaufgaben, Adminstratives
  • fremdgesteuerte Arbeitsanweisungen
  • x Druck machen, sich "normal" verhalten zu müssen. Das sogenannte Masking ist anstrengend.

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